#otd1945.03.24
Schädelbruch

„Schädelbruch bei Unfall“ vermerkte SS-Rottenführer Maischein auf der Todesmeldung für Jan Kenner. Der 44-jährige Pole starb am 24. März 1945 im Außenlager Rottleberode des KZ Mittelbau.

Jan Kenner stammte aus einer jüdischen Familie in Krakau. Sein Vater war 1939 gestorben, seine Ehefrau war nach SS-Unterlagen „ausgesiedelt“, also wohl ermordet worden. Er selbst hatte in Tschenstochau (Częstochowa) Zwangsarbeit für den Rüstungskonzern HASAG leisten müssen. Mitte Januar 1945 hatte die SS Jan Kenner mit einen Räumungstransport nach Buchenwald gebracht. Mit hunderten weiteren jüdischen Häftlingen aus Tschenstochau hatte sie ihn von dort nach Rottleberode überstellt.

In Rottleberode litten die jüdischen Häftlinge unter auszehrender Zwangsarbeit und brutaler antisemitischer Gewalt seitens der SS und deutscher Zivilarbeiter, die sie beaufsichtigten. Nur wenige Häftlinge des Transports überlebten die Deportation in den Südharz.

(Jens-Christian Wagner)

 

Quelle: Meldung des Krankenreviers im Außenlager Rottleberode an den SS-Lagerarzt im KZ Mittelbau, 24. März 1945 (National Archives Washington).

Literatur: Jens-Christian Wagner (Hg.), Vernichtung und Arbeit. Jüdische Häftlinge im KZ Mittelbau-Dora, Nordhausen u. Weimar 2014.