#otd1945.04.09
Das Dorf und der Todesmarsch

Eine Kolonne KZ-Häftlinge erreichte am 9. April 1945 das Dorf Daumitsch im heutigen Saale-Orla-Kreis. Ein zweitägiger Gewaltmarsch lag hinter den überwiegend jüdischen Häftlingen. Am frühen Morgen des 7. April hatten sie Buchenwald verlassen. Seit dem Abmarsch gab es Erschießungen. Rücksichtslos ermordete die SS-Begleitmannschaft alle, die vor Erschöpfung zusammenbrachen.

Auch in Daumitsch erschossen SS-Männer Häftlinge. Die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt. Als die Kolonne weiterzog, blieben die Toten zurück. Aus Angst vor der Rache der US-Truppen beseitigten Dorfbewohner eilig die Spuren der Verbrechen – wie an so vielen Orten. Ein würdiger Umgang mit den Toten spielte keine Rolle. Zeugen zufolge brachte der Bürgermeister die Leichen mit einer Mistgabel zu einer Grube.

Erst die sowjetischen Besatzer veranlassten im August 1945 eine feierliche Beisetzung der zwölf Todesmarschopfer. Der ehemalige Bürgermeister kam vor ein Kriegstribunal, sein Besitz wurde konfisziert.

(Julia Landau und Michael Löffelsender)