Dieser Sonntag war der zweite Tag der Räumung des Konzentrationslagers Buchenwald. Mehr als 7 000 Häftlinge waren bereits auf Todesmärschen unterwegs, weitere 4 500 trieb die SS zum Abtransport am Abend zusammen. Die Untergrundorganisation setzte mit einem selbstgebauten Sender einen Hilferuf an die amerikanischen Truppen ab, ihre sowjetische Gruppe forderte zum offenen Widerstand auf.

Unbemerkt verließ an diesem Tag eine große Holzkiste das Lager – in ihr der Häftling Nr. 9 093, Eugen Kogon. Im Block 50, dem „Fleckfieber-Seruminstitut“ war sie gepackt und entsprechend beschriftet worden, so dass sie das Tor ohne Kontrolle passierte. Aus seinem Versteck in Weimar lancierte Eugen Kogon noch am selben Tag ein fingiertes Schreiben nach Buchenwald. In ihm forderte er SS-Kommandant Hermann Pister auf, die Räumung des Lagers zu stoppen. „Schluss damit! Sofortigen Schluss!“ heißt es, vermeintlich gezeichnet von dem britischen Major James Macleod.

(Harry Stein)

Quelle: Fingiertes Schreiben Eugen Kogons, 8. April 1945 (National Archives Washington).

Literatur: Volkhard Knigge u.a. (Hg.), Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937-1945, Göttingen 2016.