#otd1945.02.23
Verweigert
Im Herbst 1944 stellte das NS-Regime den Volkssturm auf. Alle bisher noch nicht eingezogenen Männer zwischen 16 und 60 sollten für den Krieg mobilisiert werden – als letzte Reserve. Der Bergmann Johann Rasch aus Bottrop machte jedoch nicht mit. Der 37-jährige Familienvater war Zeuge Jehovas. Sein Glaube verbot es ihm, mit der Waffe in den Krieg zu ziehen.
Die Zeugen Jehovas oder Ernsten Bibelforscher, wie sie auch genannt wurden, waren bereits 1933 verboten worden. Ihren Überzeugungen blieben die meisten dennoch treu: Sie lehnten den Hitlergruß ab, warben für ihren Glauben oder verweigerten den Wehrdienst. Das NS-Regime verfolgte sie unerbittlich. Mehrere Hundert von ihnen litten im KZ Buchenwald.
„Aus Glaubensgr[ünden] den Dienst beim Volkssturm verweigert“, notierte die SS nach der Ankunft Johanns Raschs in Buchenwald am 23. Februar 1945. Wochen in Gestapohaft lagen bereits hinter ihm. Zur Zwangsarbeit kam er kurz darauf in ein Außenlager des KZ Natzweiler. Er überlebte.
(Michael Löffelsender)
Quelle: Häftlingspersonalbogen des KZ Buchenwald zu Johann Rasch, 23. Februar 1945 (Arolsen Archives).
Literatur: Detlef Garbe, Zwischen Widerstand und Martyrium: Die Zeugen Jehovas im "Dritten Reich", 4. Aufl., München 1999.