#otd1945.02.22
Profiteure
Nach einem alliierten Bombenangriff forderte die Stadt Nordhausen Häftlinge aus dem KZ Mittelbau-Dora für Bergungs- und Aufräumarbeiten an. 389 Häftlinge mussten am 22. Februar 1945 fünf Kilometer in die Stadt marschieren und die gefährlichen und kraftraubenden Arbeiten ausführen.
Der Verleih von KZ-Zwangsarbeitern war seit Jahren gängige Praxis. Die SS verlieh Häftlinge gegen eine pauschale Tagesgebühr an Kommunen und Unternehmen. Hunderte Firmen, vor allem aus der Bauwirtschaft, machten davon Gebrauch. Weil sie KZ-Häftlinge einsetzten, konnten viele Unternehmen trotz des Mangels an Arbeitskräften lukrative Rüstungsaufträge annehmen. Die Firmen hatten ein wirtschaftliches Interesse an der Arbeitsleistung der Gefangenen.
Die Unternehmen bestanden auf möglichst langen Arbeitszeiten und verschlechterten dadurch die Lebensbedingungen der Häftlinge zusätzlich. Allerdings setzten sich manche Firmen für eine bessere Verpflegung der Häftlinge ein, um deren Leistungsfähigkeit zu erhöhen.
(Karsten Uhl)
Literatur: Jens-Christian Wagner (Hg.), Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Begleitband zur ständigen Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Göttingen 2008.