#otd1945.03.05
„… und wenn wir Regenwürmer fanden, aßen wir sie auf.“
Am 5. März 1945 nahm die SS des Außenlagers Leipzig-Thekla 579 Häftlinge eines Todesmarschs in die „Lagerstärke“ auf. Zuvor hatten sie im Außenlager Gassen des KZ Groß-Rosen in der Flugzeugproduktion arbeiten müssen.
Sie waren bereits seit zwei Wochen in Leipzig. Weil sie aber noch nicht in der „Verpflegungsstärke“ standen und auch nicht arbeiteten, mussten sie hungern. „Wir suchten nach Speiseresten, und wenn wir Regenwürmer fanden, aßen wir sie auf“, erinnerte sich der damals 44-jährige Pole Piotr Pikulinski. So waren bis zu diesem 5. März bereits 20 Männer gestorben.
In den Erla-Werken Leipzig-Heiterblick wurde ein Jagdflugzeug der Firma Messerschmitt gefertigt. Schon 1943, als das KZ-Außenlager in der Nachbarschaft des Werkes entstand, waren zwei Drittel der Belegschaft Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die entkräfteten Häftlinge aus der Flugzeugproduktion von Gassen sollten sich eigentlich zu Tode arbeiten, damit die Deutschen den Krieg weiterführen konnten.
(Harry Stein)
Quelle: https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de, letzter Zugriff 30. Januar 2021.
Literatur: Wolfgang Benz u. Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006.