#otd1945.02.19
Trümmermänner

Am 19. Februar 1945 verkündete der Gauleiter von Thüringen seinen Durchhalteaufruf „Und wir siegen doch!“. Am gleichen Tag holte sich das Stadtbauamt 1 051 KZ-Häftlinge aus Buchenwald nach Weimar. Dort wurden sie zu den gefährlichsten Arbeiten eingesetzt: die Bergung von Toten und die Trümmerräumung nach dem schwersten Luftangriff auf die Stadt zehn Tage zuvor. Über 1 000 Menschen waren ums Leben gekommen. Mehr als die Hälfte von ihnen waren KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter.

Täglich marschierte die Häftlingskolonne vom Ettersberg in die Stadt und zurück. Während der Arbeiten kam es zu Begegnungen mit den Einwohnern. Die damals 19-jährige Gudrun Salzmann berichtete später, wie Häftlinge ihr Klavier aus dem ersten Stock des zerstörten Hauses bargen: „Und dann habe ich unten von Schubert ein ‚Impromptu’ gespielt, das war das merkwürdigste Konzert meines Lebens. Die Häftlinge standen um mich herum.

(Sabine Stein)

Literatur: Walter Steiner, Renate Ragwitz, Frank Funke u. Anke Bickel, Weimar 1945. Ein historisches Protokoll, Weimar 1997.