#otd1945.04.28
Tod im DP-Camp Dora
Am 28. April 1945, siebzehn Tage nach der Befreiung, starb der 26-jährige Belgier Gilbert Demoulin im ehemaligen Konzentrationslager Dora. Die Amerikaner hatten sofort nach der Befreiung die Versorgung der überlebenden Häftlinge übernommen. Viele waren jedoch so geschwächt, dass täglich Sterbefälle zu beklagen waren.
Gilbert Demoulin war bereits der 165. Tote in dem auf dem KZ-Gelände eingerichteten DP-Camp Dora. Die Abkürzung DP bezeichnete Displaced Persons: Menschen, die während des Krieges nach Deutschland verschleppt worden waren.
Die deutschen Besatzer hatten den Widerstandskämpfer Gilbert Demoulin aus Liège 1944 nach Schlesien deportiert: zunächst in das Zuchthaus Groß-Strehlitz, dann in das KZ Groß-Rosen. Anschließend brachte ihn die SS nach Mittelbau-Dora. Dort kam er im Februar 1945 so geschwächt an, dass er kurz darauf in das Siechenlager Boelcke-Kaserne abgeschoben wurde. Nach der Befreiung wurde er in Dora gepflegt – vergeblich. Am 1. Mai wurde er auf dem Ehrenfriedhof in Nordhausen beigesetzt.
(Karsten Uhl)
Literatur: Jens-Christian Wagner, Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, 3. Aufl., Göttingen 2015.