#otd1945.03.03
Sippenhaft
Am 3. März 1945 trafen 40 Häftlinge in Buchenwald ein. Sie wurden in einer isolierten Baracke nahe der SS-Kasernen untergebracht. Auf Befehl der NS-Führung sollten sie als „Sippe“ für die Beteiligung von Familienangehörigen am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 büßen.
Isa Vermehren, die Ende März als eine der Letzten in der Baracke eintraf, erinnert sich: „Es dauerte einige Tage, bis wir uns zurechtfanden unter diesen vielköpfigen Familien – Stauffenbergs waren allein mit zehn Namensträgern vertreten […] – Goerdelers waren zu acht, Frau von Hofacker zusammen mit ihren beiden ältesten Kindern, Baronin von Hammerstein mit ihren beiden jüngsten Kindern, Frau Pastor Schröder mit ihren drei unmündigen Kindern im Alter von zehn, sieben und vier Jahren.“
Weitere Namen prominenter Familien folgen. Viele befanden sich seit Monaten in Haft. In den vier Wochen ihres Aufenthalts in Buchenwald geschah ihnen nichts. Doch niemand wusste, wie es weitergehen würde.
(Harry Stein)
Quelle: Isa Vermehren, Reise durch den letzten Akt. Ravensbrück, Buchenwald, Dachau: Eine Frau berichtet, Reinbek bei Hamburg 1998.
Literatur: Ulrike Hett u. Johannes Tuchel, Die Reaktionen des NS-Staates auf den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944, in: Peter Steinbach u. Johannes Tuchel (Hg.), Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 1994, S. 383-388.