#otd1945.04.02
Seltene Hilfe

Hektisches Treiben herrschte am Abend des Ostersonntags im KZ-Außenlager Niederorschel. Der SS-Kommandoführer kündigte die Räumung des Lagers mit 600 Häftlingen für den folgenden Tag, den 2. April 1945, an. In der Nacht floh der polnische Jude Hersch Frajmann. Er fand Unterschlupf in der Scheune von Johannes Drößler, wie schon einige vor ihm.

Johannes Drößler, 55 Jahre alt, früher Mitglied der SPD, arbeitete als Schlossermeister in der Mechanischen Weberei AG. Dort richtete die Junkers AG im September 1944 ein Außenlager des KZ Buchenwald ein. Täglich traf Drößler auf Häftlinge. Anfangs half er regelmäßig mit Lebensmitteln. Kurz vor der Auflösung des Lagers bis zum Eintreffen der Amerikaner versteckte er sogar Geflüchtete in seiner Scheune: Er hatte einen Plan gezeichnet, der ihnen den Fluchtweg wies. Seine Familie und mehrere Einwohner halfen bei der Versorgung der Versteckten.

(Sabine Stein)

Literatur: Wolfgang Große, Aus dem Umkreis der Kamine. Überlebende eines KZ-Außenkommandos berichten, Duderstadt 2009.