#otd1945.04.16
Reihengräber

Als amerikanische Soldaten am 11. April 1945 das KZ-Außenlager Boelcke-Kaserne in Nordhausen erreichten, fanden sie dort Hunderte tote Häftlinge vor. Bis zum 16. April verpflichtete die amerikanische Militärverwaltung etwa 1 000 Einwohner Nordhausens, die Leichen auf einem neu angelegten Ehrenfriedhof in Reihengräbern anonym zu bestatten.

In diesen wenigen Tagen wurden etwa 1 300 Tote beigesetzt. Noch in den folgenden Wochen und Monaten wurden bei Räumungsarbeiten in der Boelcke-Kaserne etwa 300 Leichen gefunden, die ebenfalls auf den Ehrenfriedhof überführt wurden. Die meisten Getöteten waren Häftlinge im KZ-Außenlager gewesen. Dazu kamen die sterblichen Überreste von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die in benachbarten Gebäuden auf dem gleichen Kasernengelände untergebracht worden waren.

Auf Anordnung des Stadtkommandanten musste die einheimische Bevölkerung im Mai den Ehrenfriedhof besuchen. Durch den Anblick der schieren Größe der Grabanlage sollte ihnen das Ausmaß der deutschen Verbrechen vor Augen geführt werden.

(Karsten Uhl)

Literatur: Jens-Christian Wagner, Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, 3. Aufl., Göttingen 2015.