#otd1945.01.08
Mikrokosmos des NS-Lagerterrors

Während des Krieges wurden Menschen aus ganz Europa zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Die Gründung eines neuen Außenlagers des KZ Mittelbau-Dora am 8. Januar macht deutlich, wie das mörderische System verschiedener Lagertypen funktionierte.

Das Außenlager befand sich mitten in der Stadt Nordhausen auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne. Die ehemalige Kaserne füllte sich nach und nach mit verschiedenen Lagern. Zuerst wurden hier 1943 fünf Baracken für sowjetische und französische Zwangsarbeiterinnen errichtet. Im Frühjahr 1944 folgten 6 000 Zwangsarbeiter des Junkerskonzerns, die in qualvoller Enge in ehemaligen Soldatenunterkünften hausen mussten.

Im Herbst und im Winter 1944 kamen zwei Terroreinrichtungen der Gestapo dazu: ein Gefängnis und ein Straflager zur Drangsalierung von Zwangsarbeitern. Januar 1945 kam schließlich das KZ in die Boelcke-Kaserne: Bis zu 6000 Häftlinge waren in zwei Fahrzeughallen untergebracht. Das NS-Terrorsystem wuchs zusammen.

(Karsten Uhl)

Literatur: Jens-Christian Wagner, Die Apotheose des Lagerterrors: die Boelcke-Kaserne in Nordhausen (1944/45), in: Sowi 29 (2000), H. 3, S. 152-158.