#otd1945.04.03
Massenmord im Weimarer Webicht

Kurz vor Ostern 1945 kam der 35-jährige Jurist Hans-Helmut Wolff nach Weimar. Er war seit sieben Jahren bei der Gestapo, zeitweise Gestapo-Chef in den Niederlanden, Referent im Reichssicherheitshauptamt – ein fanatischer Nationalsozialist.

Seine Aufträge in Weimar: Abwickeln der Gestapo-Stelle, Verbrennen der Akten, Mord. Beginnend am 3. April, dem Dienstag nach Ostern, ließ er 149 Männer und Frauen aus Weimarer Haftstätten holen, im Webicht – einem Waldgebiet – erschießen und anonym verscharren. Bis heute konnten nur 85 von ihnen identifiziert werden. Unter den Opfern waren der französische Abbé Louis Jacquat, Wolfgang, Luise, Marie-Luise und Dr. Kurt Schmidt aus Ruhla, der Sozialdemokrat Guido Heym und Mitglieder seiner Widerstandsgruppe, Zwangsarbeiter aus mehr als zehn Ländern und mit Dr. Fiszel Altman ein jüdischer Buchenwaldhäftling.

Wolff und seine Gestapo-Leute mordeten bei ihrem Abzug aus Thüringen an vielen Orten. Für den Massenmord im Webicht wurden sie nie bestraft.

(Harry Stein)

Literatur: Marlis Gräfe, Bernhard Post u. Andreas Schneider (Hg.), Die Geheime Staatspolizei im NS-Gau Thüringen 1933-1945. 2. Halbband (Quellen zur Geschichte Thüringens 24/2), Erfurt 2004.