#otd1945.03.14
Managertreffen im Stollen des Kohnsteins

Anfang März 1945 verlagerte der Rüstungsstab seine Büros in die bombensicheren Stollen des Kohnsteins. Blind für die Realität, schmiedete man dort unter der Leitung von Karl-Otto Saur, einem Vertrauten des Rüstungsministers Speer, Pläne zur fortgesetzten Untertageverlagerung der Flugzeugproduktion. Koste es, was es wolle.

Zu einer Arbeitssitzung bestellte Saur am 14. März 1945 unter anderem den Luftfahrtpionier Willy Messerschmitt und seinen Mitarbeiter Ludwig Bölkow in sein Büro. Das von ihnen entwickelte Düsenflugzeug „Me 262“ sollte helfen, den deutschen Luftraum zurückzuerobern.

An verschiedenen Standorten profitierte die Messerschmitt AG bedenkenlos von KZ-Häftlingen als Zwangsarbeitern. Ihr Vorstandsvorsitzender Willy Messerschmitt interessierte sich in den Stollen des Kohnsteins vor allem für die Raketenmontage im Mittelwerk. Auf die Frage, ob ihm keine KZ-Häftlinge oder Stacheldrähte aufgefallen seien, antwortete er 1947: „Ich kann mich nicht erinnern.

 

(Michael Löffelsender)

 

Quelle: Interrogation Nr. 1420: Vernehmung von Willy Emil Messerschmitt, 16. Juli 1947 (Institut für Zeitgeschichte München).

Literatur: Jens-Christian Wagner, Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, 3. Aufl., Göttingen 2015.