In dem Dorf Groß-Werther bei Nordhausen richtete die SS am 15. März 1945 das einzige Frauenaußenlager des KZ Mittelbau ein. Etwa 300 jüdische Frauen aus einem Außenlager des KZ Groß-Rosen brachte sie in zwei Gaststätten unter. Eine von ihnen war die 18-jährige Lili Jacob.

Lili Jacob erkrankte an Typhus und wurde in den Häftlingskrankenbau des Hauptlagers Dora verlegt. Nach der Befreiung entdeckte sie dort in einer verlassenen SS-Unterkunft ein Fotoalbum mit rund 200 Aufnahmen. In Auschwitz-Birkenau hatte die SS im Mai 1944 mehrere Selektionen ungarischer Jüdinnen und Juden nach ihrer Ankunft an der Bahnhofsrampe fotografiert.

Ein Exemplar dieses Albums, das ein unbekannter SS-Mann in den Südharz mitgebracht hatte, hielt Lili Jacob nun in ihren Händen. Auf manchen der Fotos erkannte sie sich und Angehörige ihrer Familie wieder. Sie hatte als einzige überlebt.

 

(Marvin Keitel)

 

Literatur:

Jens-Christian Wagner (Hg.), Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945. Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Göttingen 2007.

Israel Gutman u. Bella Gutterman (Hg.), Das Auschwitz-Album. Die Geschichte eines Transports, Göttingen 2003.