#otd1945.03.15
Der Tod von Maurice Halbwachs

Im Sommer 1944 erreichten die Häftlinge des KZ Buchenwald Nachrichten von der anstehenden Befreiung der französischen Hauptstadt Paris durch alliierte Truppen. Umso überraschender kam für viele die Ankunft neuer Häftlingstransporte aus den geräumten Haftstätten nahe Paris.

Einer der letzten Deportierten war der 67-jährige Maurice Halbwachs. Der renommierte Soziologe war den Deutschen verdächtig: Er war Mitglied der Sozialistischen Partei, mit einer Jüdin verheiratet und seine Söhne kämpften in der Résistance. Mit einem von beiden kam er im August 1944 nach Buchenwald in das Kleine Lager. Er litt unter Furunkeln und erkrankte an der Ruhr. Er erholte sich, landete Anfang 1945 als Ruhrkranker aber erneut im Elend des Kleinen Lagers.

Er war einer von mehr als 6 000 Häftlingen, die dort in den letzten drei Monaten vor der Befreiung zugrunde gingen. Maurice Halbwachs starb am 15. März 1945. Seine Arbeiten zur soziologischen Gedächtnistheorie gelten bis heute als wegweisend.

 

(Marvin Keitel)

 

Literatur: Maurice Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, Frankfurt 1991.