#otd1945.03.01
„Liebe Mutti, wir haben Hunger …“
Mit den mörderischen Transporten aus dem KZ Auschwitz erreichten Anfang 1945 die Brüder Hans und Ernst Siegel das KZ Mittelbau. Die zwei jungen Männer aus Barmen waren nach ihrer Ankunft katastrophalen Bedingungen ausgesetzt. In einem der wenigen Briefe aus dem KZ Mittelbau schilderte Hans am 1. März 1945 seiner Familie mit eindringlichen Worten ihre Situation:
„Gesundheitlich geht es mir soweit gut, bis auf meine Füße, die ich mir wundgelaufen habe. […] Liebe Mutti, wir haben Hunger, wenn es geht, schicke uns doch bitte Brot oder sonst etwas zu Essen […]. Denn hier ist es leider nicht so gut als wie in A. [= KZ Auschwitz].“
Hans überstand diese menschenverachtenden Lebensbedingungen nicht. Er starb in den Wirren der letzten Tage des Lagers. Sein jüngerer Bruder erlebte noch die Befreiung, war jedoch am Ende seiner Kräfte und starb wenige Wochen später an den Folgen seiner Lagerhaft.
(Felix Roth)
Literatur: Jan Niko Kirschbaum u. Ulrike Schrader, „Das Leben hat mich schwierig gemacht.“ Der Nachlass von Ruth Cunning, geb. Siegel, in der Sammlung Föhse, in: Geschichte in Wuppertal 24 (2015), S. 119-139.