#otd1945.01.05
Kindertransport

Als in Buchenwald der Befehl erging, einen Transport mit Kindern zusammenzustellen, befürchtete man einen Vernichtungstransport. Funktionshäftlinge versuchten, nur wenige Kinder auszuliefern. Den Transport verhindern konnten sie nicht.

Am 5. Januar standen 21 jüdische Jungen aus Polen und Ungarn auf der Transportliste. Der jüngste war der 2-jährige Yidele Henechowicz. Geboren im Ghetto Piotrków, war er mit seinem Vater im Dezember aus einem Zwangsarbeitslager für Juden nach Buchenwald verschleppt worden. Die Mutter hatte die SS im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Sein Vater musste in Buchenwald zurückbleiben.

Per Bahn brachte man die Jungen nach Bergen-Belsen. Die jüngsten um Yidele kamen dort in die sogenannte Waisenbaracke. Dies war ihre Rettung. Weibliche Häftlinge kümmerten sich hier bis zur Befreiung um sie. Viele der überlebenden Kinder brachte das Rote Kreuz nach Schweden. Eine finnische Familie adoptierte Yidele Henechowicz. Seinen Vater sah er nie wieder.

(Michael Löffelsender)

Literatur: Kenneth Waltzer, History and Memory. Children and Youths in Buchenwald and Bergen-Belsen, in: Janine Doerry u. a. (Hg.), Das soziale Gedächtnis und die Gemeinschaft der Überlebenden. Bergen-Belsen in vergleichender Perspektive, Göttingen 2014, S. 214-231.