#otd1945.01.02
Hilfe für einen 16-Jährigen

Im Außenlager „Hecht“ bei Holzen fertigte der französische Häftling Camille Delétang ein Porträt seines Mitgefangenen Jean-Louis Netter an.

Der 16-jährige Jean-Louis war im September 1944 zusammen mit seinem Vater über Buchenwald nach Holzen deportiert worden. Als jüdischer Häftling war er den ständigen Schikanen seines Kapos ausgesetzt. Der polnische Lagerälteste Zenon Różański schützte ihn vor weiteren Drangsalierungen. Armand Roux, der französische Häftlingsarzt, sorgte dafür, dass der junge Häftling als Hilfskraft in das Krankenrevier versetzt wurde. Dort arbeitete sein Vater als Dolmetscher. Dies rettete ihn nicht nur vor dem gewaltsamen Kapo, es bewahrte ihn auch vor der mörderischen Zwangsarbeit beim Aufbau eines unterirdischen Rüstungswerkes.

Jean-Louis Netter wurde am 15. April gemeinsam mit seinem Vater in Bergen-Belsen befreit. Das Schwedische Rote Kreuz rettete wenig später seine Schwester. Seine Mutter überlebte die Deportation nicht.

(Anett Dremel)

Literatur: Jens-Christian Wagner, Wiederentdeckt. Zeugnisse aus dem Konzentrationslager Holzen, Göttingen 2013.