#otd1945.01.24
Größenwahn und Verzweiflung
Bis zum 24. Januar 1945 flimmerten in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Wochenschau Aufnahmen der V2-Rakete über die deutschen Kinoleinwände. Eine großspurige Inszenierung kompensierte die schlechte Qualität des Filmmaterials. Musikalisch untermalt von Richard Wagners Ritt der Walküren verkündete der Kommentar des Sprechers: „In rasender Geschwindigkeit steigt der schlanke Stahlleib in die Stratosphäre.“
Die Bilder der vermeintlichen „Wunderwaffe“ sollten in der deutschen Bevölkerung die Hoffnung auf eine Wende im Kriegsgeschehen aufrechterhalten. In Wahrheit kollidierten die Verheißungen der NS-Propaganda längst mit der Realität. Die im KZ Mittelbau-Dora unter Zwangsarbeit von Häftlingen gefertigte Rakete blieb eine reine Terrorwaffe ohne militärische Bedeutung. Trotzdem kostete sie in England und Belgien tausenden Menschen das Leben.
(Marvin Keitel)
Quelle: Die Deutsche Wochenschau, Ausgabe Nr. 749 vom 18. Januar 1945 (Bundesarchiv Berlin).
Literatur: Heinz Dieter Hölsken, Die V-Waffen. Entstehung – Propaganda – Kriegseinsatz, Stuttgart 1984.