#otd1945.03.10
Flüchtlingsfeindlichkeit

Am 10. März 1945 gelang dem russischen KZ-Häftling Nikolaj Garaschankin die Flucht aus dem Außenlager Ellrich-Juliushütte. Mehrere Tage lang konnte er untertauchen. Vermutlich war dies sein zweiter Fluchtversuch in Deutschland: Im Februar 1944 hatte die Gestapo den Zwangsarbeiter aufgegriffen und in das KZ Buchenwald verschleppt. Von dort aus kam er über das Lager Dora nach Ellrich.

Bei seiner Flucht im März 1945 versteckte er sich in einer Scheune. Am sechsten Tag hörte die Eigentümerin Geräusche und rief einen Nachbarn. Dieser hielt Nikolaj Garaschankin fest, während zwei Jungen zur SS liefen. So kam er zurück nach Dora.

Von dort aus trieb die SS ihn im April auf einen Todesmarsch nach Norden. Zusammen mit tausenden Häftlingen zwang ihn die SS in Lübeck auf die Cap Arcona. In Unwissenheit über die Passagiere versenkte die britische Luftwaffe das Schiff. Wie die meisten kam Nikolaj Garaschankin ums Leben.

(Karsten Uhl)

 

Literatur: Jens-Christian Wagner, Ellrich 1944/45. Konzentrationslager und Zwangsarbeit in einer deutschen Kleinstadt, Göttingen 2009.