#otd1945.04.06
Erschossen am Wegesrand
Am Morgen des 6. April 1945 trieb die SS etwa 450 KZ-Häftlinge durch Clausthal-Zellerfeld. Die Anwohner waren den Anblick gewohnt: Schon in den Tagen zuvor waren Todesmärsche durch die Stadt gezogen.
Dieser Todesmarsch kam aus dem nahegelegenen Buchenwalder Außenlager in Bad Gandersheim. Immer wieder erschossen SS-Männer erschöpfte Häftlinge, die das Marschtempo nicht halten konnten. Allein an diesem Morgen töteten sie elf Häftlinge am Hirschler Brink am Rande der Stadt.
Von den Ermordeten blieben nur KZ-Erkennungsmarken und ein Amulett, das der 23-jährige französische Monteur René Bevilacqua mit einfachsten Mitteln im KZ angefertigt hatte. Die SS ließ die Leichen am Wegesrand zurück und befahl einem deutschen Waldarbeiter, die Polizei mit der Vernichtung der Häftlingskleidung zu beauftragen. Alle Spuren sollten vernichtet werden. Der Todesmarsch ging noch drei Wochen weiter. Er endete in Dachau. Nur etwa 200 der Häftlinge aus Bad Gandersheim erlebten die Befreiung.
(Karsten Uhl)