#otd1945.03.31
„Eines natürlichen Todes“

Wie alle drei Monate verfasste der Buchenwalder Lagerarzt Gerhard Schiedlausky auch am 31. März 1945 seinen Vierteljahresbericht – zur Vorlage bei der SS-Zentrale in Berlin. Die von ihm präsentierten Zahlen machen deutlich, wie sich das KZ Buchenwald seit Jahresbeginn verändert hatte.

Mehr als 100 000 Häftlinge, darunter über 23 000 Frauen und Mädchen, drängten sich im Stammlager und den zahllosen Außenlagern. Nach der Räumung von Auschwitz und Groß-Rosen war Buchenwald das größte noch existierende Konzentrationslager.

Steil angestiegen war auch die Zahl der Toten. In den ersten 90 Tagen des Jahres 1945 zählte die Lagerstatistik über 13 000 Tote – mehr als im gesamten Vorjahr. Die Menschen starben an Entkräftung, vor Hunger, an Krankheiten und Misshandlungen; sie waren erfroren, Opfer von Versuchen oder gezielt ermordet worden. In der Sprache der Täter jedoch waren sie „eines natürlichen Todes“ gestorben. Und auch nach dem 31. März ging das Sterben und Morden weiter.

(Michael Löffelsender)

Quelle: Vierteljahresbericht des Standortarztes des KZ Buchenwald über den Sanitätsdienst, 31. März 1945 (Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar).