#otd1945.03.30
Aus elf Nationen
Auch Ende März 1945 erreichten noch täglich Transporte aus geräumten Haftstätten oder Außenlagern das KZ Buchenwald. Das Lager füllte sich immer weiter. Am 30. März 1945 registrierte die SS unter anderem 157 Neuzugänge aus dem geräumten Arbeitserziehungslager im hessischen Breitenau.
Die Gestapo Kassel hatte das Arbeitserziehungslager 1940 in dem Gebäudekomplex eines ehemaligen Klosters eingerichtet. Zuvor war dieser Ort bereits als Konzentrationslager und als Arbeitsanstalt genutzt worden. Breitenau war Haftstätte für Tausende größtenteils ausländische Zwangsarbeiter, die wegen vermeintlicher Arbeitsvergehen bestraft und diszipliniert werden sollten.
Im Transport vom 30. März befanden sich Männer aus elf Nationen, mehrheitlich Sowjetbürger, Polen und Franzosen. Nach wenigen Tagen im Elend des Kleinen Lagers wurden die meisten von ihnen weiter auf einen Todesmarsch getrieben. Der polnische Landarbeiter Jozef Borowiec war mit 17 Jahren der Jüngste; der deutsche Jude Josef Michel mit 68 Jahren der Älteste. Ihr weiteres Schicksal ist ungeklärt.
(Stefan Lochner)
Literatur: Gunnar Richter, Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945). Ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem. Straflager, Haftstätte und KZ-Durchgangslager der Gestapostelle Kassel für Gefangene aus Hessen und Thüringen, Kassel 2009.