#otd1945.02.04
„… ein bisserl Freiheit“

Mehr als fünf Jahre saß der Münchner Journalist Josef Ackermann schon im Konzentrationslager, zuerst in Buchenwald und seit Januar 1944 in Dora. Zu Kriegsbeginn hatte die Gestapo ihn verhaftet. Als Schreiber in der Pathologie von Buchenwald und beim Lagerarzt von Dora wusste er mehr über die Verbrechen der SS als viele andere.

Mit seinen Angehörigen stand er in Briefkontakt. Über das Erlebte musste er schweigen, die Post durchlief die Zensur. Auch am 4. Februar 1945 schrieb der 49-Jährige deshalb über das Leben jenseits des Stacheldrahts. Einen gewissen Unterton besaßen seine Zeilen dennoch: „Von meiner Behausung werde ich wohl nur noch einige Trümmer finden, aber in Zukunft wird dies alles keine Rolle spielen. Es wird noch mehr in Scherben gehen! […] Mir selbst geht es nach wie vor gut und es fehlt mir nichts, außer ein bisserl Freiheit.

Im April gelang Josef Ackermann auf einem Todesmarsch die Flucht. Als Zeuge vor Gericht berichtete er später wiederholt über die Verbrechen in den Lagern.

(Michael Löffelsender)

 

Quelle: Postkarte von Josef Ackermann an Fritzi Ertler, 4. Februar 1945 (Gedenkstätte Buchenwald).