#otd1945.02.05
Bei „Nacht und Nebel“

285 Männer aus dem geräumten Zuchthaus Groß-Strehlitz in Schlesien erreichten an diesem Tag Buchenwald. Teils seit Jahren warteten ihre Angehörigen schon vergeblich auf ein Lebenszeichen von ihnen. Bei „Nacht und Nebel“ – wie es im NS-Jargon hieß – hatten die deutschen Besatzer sie verschleppt.

Der „Nacht-und-Nebel-Erlass“ von 1941 sah vor, Widerstandskämpfer/-innen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Norwegen spurlos verschwinden zu lassen und nach Deutschland zu bringen. Ihre Familien ließ man im Unklaren über ihr Schicksal. Jede Information, jeder Kontakt war verboten. Das Gefühl der Unsicherheit sollte die Bevölkerung abschrecken und weiteren Widerstand im Keim ersticken.

Dreiviertel der Gefangenen aus Groß-Strehlitz waren Belgier. Über zehn Tage waren sie unterwegs gewesen, zunächst zu Fuß, später mit dem Zug. Nur wenige erlebten die Befreiung in Buchenwald. Die meisten hatte die SS kurz zuvor erneut auf einen Todesmarsch getrieben – ihr Ziel: Theresienstadt.

(Michael Löffelsender)