#otd1945.06.08
Das Verschwinden der Lager

An diesem Freitag, dem 8. Juni 1945 befand sich der amerikanische Fernmeldeoffizier Georges Phillips in der Region rund um Ellrich und Nordhausen. Acht Wochen nach der Befreiung fotografierte er die ehemaligen Konzentrationslager Dora und Ellrich-Juliushütte.

Unter den Aufnahmen sind Bilder der ehemaligen Stollenanlage im Kohnstein sowie Fotos des Lagergeländes in Ellrich-Juliushütte. Sie dokumentieren den Abtransport von Raketentechnologie aus dem Stollen. Andere Fotos zeigen das Lagergelände mit den Häftlingsunterkünften. Nur wenig später waren viele Spuren der Lager verschwunden, in den Zehntausende gelitten hatten.

Auch der belgische Überlebende Jozef Huybreghts dokumentierte das Verschwinden der Lager fotografisch. Er besuchte 1946 Ellrich und hielt das Verfallen der Lagergebäude fest.

Bei seinem Besuch zwölf Jahre später waren von dem Lager Ellrich-Juliushütte nur noch Fundamentreste zu sehen. Durchschnitten von der innerdeutschen Grenze wurden seit den 1950er Jahren nach und nach die baulichen Relikte beseitigt. Auf östlicher Seite trug die DDR-Grenzpolizei seit 1952 die ehemaligen Häftlingsunterkünfte im Zuge der Grenzsicherung ab. Die auf westlicher Seite gelegenen Überreste des Lagers, darunter das ehemalige Krematorium, wurden 1964 vom Bundesgrenzschutz gesprengt.

Auch in Dora verschwanden wenige Jahre nach der Befreiung die meisten Spuren der KZ-Geschichte. Nach der Nutzung des Lagers als DP-Camp, Repatriierungslager und später als Aufnahmelager für deutsche Vertriebene begann im Herbst 1946 der Abbau der Baracken. Ausgenommen waren das Krematorium, die Feuerwache und das Lagergefängnis. Auch Teile der Stollenanlage, vor allem die Eingänge, wurden ab 1947 gesprengt. Nachdem lokale Behörden 1952 das Gefängnis abtragen ließen, war vom einstigen Lagergelände so gut wie nichts mehr zu sehen.

Der Umgang mit den Lagerstandorten Ellrich-Juliushütte und Dora ist beispielhaft für viele andere ehemalige Konzentrationslager in Deutschland. In den meisten Fällen wurden bereits kurz nach Kriegsende die Lagerbauten demontiert. Lediglich Fundamentreste einstiger Gebäude zeugen heute noch von der Geschichte der Konzentrationslager. Kleinere Lager verschwanden häufig fast komplett. Allenfalls Gedenktafeln und Mahnmale verweisen nun noch auf ihre Existenz. Andere Lager blieben erhalten und bekamen eine neue Funktion. So wurden die Baracken des KZ-Außenlagers Blankenburg-Oesig als Notunterkünfte für Vertriebene genutzt. In den vergangenen Jahrzehnten mehrfach umgebaut, sind sie noch heute von Privatpersonen bewohnt.

(Anett Dremel)