#otd1945.03.12
Das Grab mit dem Davidstern

Eingezwängt zwischen einer alten Linde und dem Torhaus steht heute auf dem Friedhof von Langhennersdorf in Sachsen ein hölzerner Davidstern: „Hier ruhen neun Juden – Opfer des Faschismus“. Immer wieder erneuert, geht dieses Grabmal auf den Ortspfarrer zurück.

Am 12. März 1945 schleppten sich Hunderte erschöpfter Menschen in den Ort – ein Todesmarsch aus Kittlitztreben (Trzebień), einem Außenlager des KZ Groß-Rosen. Sieben Häftlinge starben an Entkräftung, als der Marsch stoppte. Zwei weitere ermordeten SS-Männer durch Genickschuss. Als sie am Feldrand verscharrt werden sollten, bot Ortspfarrer Kurt Johann Streubel auf dem Friedhof einen Platz für ihre Beerdigung an – nach dem Willen der SS in einem Gruppengrab.

Der Todesmarsch zog am nächsten Tag weiter. Unterwegs ließ die SS die Leichen weiterer Ermordeter einfach liegen. Als letzter Marsch aus dem Osten erreichte er das Konzentrationslager Buchenwald Anfang April.

(Harry Stein/Christine Schmidt)

 

Literatur: Michael Düsing, „Mein Weg, Herr Oberbürgermeister, ist schon bestimmt.“ Judenverfolgung in Freiberg 1933-1945, Dresden 2011.

Hans Brenner, Wolfgang Heidrich, Klaus-Dieter Müller u. Dietmar Wendler (Hg.), NS-Terror und Verfolgung in Sachsen. Von den frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen, Dresden 2018.