#otd1945.03.22
Anna Goldstein

Sie starb an diesem Märztag, zwei Wochen vor ihrem 22. Geburtstag. Von ihr ist kein Bild geblieben, nur wenige persönliche Daten sind bekannt: Anna Goldstein wuchs mit mehreren Geschwistern in der Familie eines Gewürzhändlers auf, geborgen in der jüdischen Gemeinde der ostungarischen Kleinstadt Hajdúdorog.

Mitte Juni 1944 musste die Familie ins Ghetto am Stadtrand von Debrecen umziehen, wo die SS 13 000 Menschen einpferchte. Im selben Monat fuhren von dort vier Deportationszüge ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die meisten Deportierten wurden im Gas ermordet. Die übrigen, darunter Anna und ihre ältere Schwester Ibolya, drängte die SS im „Depotlager“ zusammen, als Reserve für die Zwangsarbeit.

Wöchentlich fanden Selektionen statt. Ibolya kam in das KZ-Außenlager der Firma Polte nach Duderstadt, Anna nach Altenburg in eine Filiale der HASAG. Für die Rüstungsfirma mussten zehntausend Buchenwaldhäftlinge in der Munitionsfertigung arbeiten. Anna starb an Entkräftung und Typhus.

(Harry Stein)

 

Literatur: Christian Gerlach u. Götz Aly, Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden 1944-1945, Frankfurt am Main 2004.