Seinen 16. Geburtstag erlebte Otto Mehrstein am 18. März 1945 im Konzentrationslager. Der junge Sinto aus dem Elsass war Ende 1943 im besetzten Belgien inhaftiert und im Januar 1944 mit seinen Eltern, drei Brüdern und einer Schwester in das „Zigeuner-Familienlager“ Auschwitz-Birkenau deportiert worden. Im Frühjahr 1944 hatte ihn die SS von dort zusammen mit seinen älteren Brüdern Étienne und Antoine in das Außenlager Ellrich-Juliushütte überstellt. Dorthin brachte die SS im August 1944 auch den Vater der drei Jungen, nachdem sie das Familienlager in Auschwitz aufgelöst hatte.

An Otto Mehrsteins 16. Geburtstag lebte jedoch nur noch sein Bruder Antoine. Étienne war bereits im Juli 1944 gestorben, sein Vater Ignace Mehrstein im November 1944. Otto und Antoine überlebten das Konzentrationslager und die Todesmärsche und kehrten im Sommer 1945 nach Frankreich zurück. Sie waren die einzigen Überlebenden ihrer Familie.

(Jens-Christian Wagner)

Literatur: Laurent Thiery (Hg.), Le livre des 9000 déportés de France à Mittelbau-Dora, Paris 2020.