#otd1945.03.28
Untertage-Sklaven für BMW

Walter Paul war dabei, als an diesem Tag die Räumung des Außenlagers „Heinrich-Kalb“ im Schacht III des Kalibergwerks Heiligenroda begann: „Auf dem fast völlig leeren Zechenplatz stand schon eine Gruppe von Häftlingen. Von monatelanger Untertagearbeit waren ihre hohlwangigen Gesichter wächsernbleich geworden. Aus den tiefliegenden Augen flackerte noch immer die Angst vor dem Ungewissen […]. Alle paar Minuten verließ ein neuer Trupp den Förderkorb und schloss sich ihnen an.“

Wochenlang hatten 500 Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald tief untertage Produktionshallen für BMW vorbereitet, in den Salzstollen geschlafen und gehungert. Der Fußmarsch nach Buchenwald dauerte eine Woche.  Zurückbleibende, wie den politischen Häftling Dr. Hans Münter, ermordete die SS. Wegen seiner kritischen Haltung zum Regime war er in die Fänge der Gestapo geraten und seit über einem Jahr in Buchenwald. Bei Branchewinda in der Nähe von Arnstadt wurde er erschossen. Sein Leichnam konnte erst später identifiziert und beerdigt werden.

(Harry Stein)

Quelle: Udo Dietmar [Walter Paul], Häftling X in der Hölle auf Erden!, Weimar 1946.

Literatur: Frank Baranowski, Rüstungsproduktion in der Mitte Deutschlands von 1929 bis 1945. Südniedersachsen mit Braunschweiger Land sowie Nordthüringen einschließlich des Südharzes. Eine vergleichende Betrachtung des zeitlich versetzten Aufbaus zweier Rüstungszentren, Bad Langensalza 2017.

Katrin Greiser, Thüringen 1945 – Todesmärsche aus Buchenwald. Überblick. Namen. Orte, Weimar 2001.