#otd1945.04.21
Der Todeszug aus Buchenwald
Über 50 Güterwaggons standen am 21. April 1945 im Bahnhof von Nammering in Niederbayern. Zwei Tage zuvor waren sie dort zum Stehen gekommen. Zerstörte Gleise verhinderten die Weiterfahrt. In den Waggons drängten sich über 4 000 Häftlinge aus Buchenwald.
Seit zwei Wochen waren sie unterwegs. Bei der Abfahrt in Weimar hatten die Häftlinge Verpflegung für nur einen Tag erhalten. Es folgte eine endlos erscheinende Irrfahrt durch Sachsen, Tschechien und Bayern mit dem Ziel Dachau. Die Lage der Häftlinge war katastrophal. Hunderte waren während der Fahrt verhungert. Mithäftlinge mussten ihre Leichen in Nammering ausladen und auf einer Wiese verscharren oder verbrennen. Ohne Hemmungen ermordeten SS-Männer vor Ort weitere Häftlinge.
Als der Zug am 24. April weiterfuhr, blieben etwa 800 Leichen zurück. Einige Tage später erreichte der Transport das KZ Dachau. Die Überlebenden wurden ins Lager gebracht. Hunderte sterbende und tote Häftlinge ließ die SS in den Waggons liegen.
(Michael Löffelsender)
Literatur: Katrin Greiser, Die Todesmärsche von Buchenwald. Räumung, Befreiung und Spuren der Erinnerung, Göttingen 2008.